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Denkstil "Konträre Sexualität". Reform der Sexualwissenschaft zu Beginn des 20. Jahrhundert

Ausgehend von Magnus Hirschfeld

Sinja Lange

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Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft / Volkskunde

Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Universität Leipzig, Sprache: Deutsch, Abstract: Woher kommen unsere Identitätskonzepte? Woher kommen die Vorurteile gegen Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht in die üblichen Schubladen passen? Wann sind sie entstanden? Birgit Bauer kritisiert, dass diese Konzepte als "natürlich" hingenommen und nicht reflektiert werden. Homogene Gruppen, die "Ausschlussmechanismen aufgrund normierten und eng definierter Identitäten" tradieren, existierten "transhistorisch" und "transkulturell" (Bauer 2001: 332-334). Unser Denken, Verhalten und die Art wie wir sind, ist stetig geprägt vom Diskurs um identitätsstiftende Rollenzuschreibungen. "Wissen ist Macht" und es beeinflusst die Normen einer Gesellschaft zu Gunsten der Mehrheit. Im 19. Jahrhundert kriminalisierte die legale politische Agenda männliche Homosexualität als Verbrechen, später als psychische Krankheit. Die Effekte des "Power-Knowledge" (Foucault 1980) reichten so weit, dass Sodomiten gesellschaftlich ausgestoßene waren, sich sogar aus Sorge vor ihren eigenen Gefühlen umbrachten. Zu dieser Zeit entstand in der Wissenschaft, vor allem der Medizin und Psychiatrie, die Bezeichnungen "Konträr Sexuelle" geprägt durch den Berliner Psychiater Carl Westphal (1833-1890), "Urning" durch Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895), um von der negativen Wertung der Homosexuellen abzulenken. Selbst Foucault zeugte den beiden Tribut, da sie den Beginn einer neuen Ära in der Beschäftigung mit gleichgeschlechtlicher Liebe und ihrem Ansehen in der Öffentlichkeit einleiteten: "The sodomite had been a temporary aberration; the homosexual was now a new species" (Foucault 1980: 43). Sie setzten also den Grundstein der aufkommenden Sexualwissenschaften und dem politischen Kampf um die Legitimation der Homosexualität. Doch wie konnte ein so prekäres Thema zum wissenschaftlichen Diskurs werden? Wie erreichten die Intellektuellen eine Akzeptanz in der Mehrheitsgesellschaft? Um diese Fragen zu beantworten werde ich zuerst die gesellschaftlich-normative Haltung zu Sexualität und besonders Homosexualität beschreiben. Am Beispiel von Magnus Hirschfeld rekonstruiere ich den wissenschaftlichen Diskurs von der Pathologisierung der Homosexualität bis zur Institutionalisierung der Sexualwissenschaften. Anhand von Ludwig Flecks Konzept einer wissenschaftlichen Tatsache werde ich erklären, wie der Diskurs zu einem spezifischen Denkstil innerhalb einer Expertengruppe Berliner Wissenschaftler wurde, welcher eine Aufklärung in der Gesellschaft beförderte.

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Schlagwörter

Geschlecht, Körper, Sexualwissenschaft, Hirschfeld, Sexualität