Gelebte Sexualität im Mittelalter
Robert Leuck
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Geisteswissenschaften, Kunst, Musik / Mittelalter
Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Arbeit und Liebe. Geschlechterwelten im mittelalterlichen Europa, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dem Begriff „Sexualität“, also sinngemäß der Geschlechtlichkeit verbindet man die Gesamtheit der Erscheinungen, also Lebensäußerungen, Verhaltensweisen, Empfindungen, Interaktionen, die sich aus den Besonderheiten des Geschlechtslebens ergeben. Im engeren Sinne versteht man darunter die Formen dezidiert geschlechtlichen Verhaltens zwischen Geschlechtspartnern. Die Überprüfung des Sexualverhaltens im mittelalterlichen Europa ist ein bisher eher stiefmütterlich behandeltes Thema bei den Mediävisten. Die von Peter Dinzelbacher und Joyce E. Salisbury bemängelte Tatsache, dass der Wissenschaft noch keine Monographie zum konkreten Sexualverhalten der mittelalterlichen Menschen vorliegt, hat sicherlich mehrere Ursachen.1 Zum einen dominierte die katholische Kirche und damit Geschlechtsangst sowie Sexualfeindlichkeit die Quellen maßgeblich, so dass der Sexualalltag hier, wenn, dann nur in der Ehe und nur unter ganz bestimmten Umständen stattfand – ein Schaubild an späterer Stelle in dieser Arbeit soll dies noch einmal verdeutlichen. Mit dem Versuch den Naturtrieben der durchweg Gläubigen mit Hilfe von Bußbüchern und Kanonischen Rechtsschriften Einhalt zu gebieten, manifestierte sich eine rigide Sexualmoral, welche ihre Nachwirkungen bis heute deutlich spüren lässt. Dies geschieht in zweierlei Hinsicht. Denn einerseits gibt es laut Leah Otis-Cour einen einhelligen Grundtenor unserer Gesellschaft in Bezug auf das Bild, welches mittelalterliche Paarbeziehungen projizieren – nämlich eine lieblose, finanzpolitisch arrangierte, vom Mann vollständig dominierte Ehe mit durch die Kirche eingeschränktem Sex ohne Leidenschaft. Dieses doch sehr pauschalisierte Monotonkonstrukt demontiert sich dem Gefühl nach eigentlich von selbst, muss aber dennoch anhand von Quellenmaterial wie Notariatsakten, Gerichtsverzeichnissen, sowie Denkschriften und Briefwechseln falsifiziert werden. Andererseits entstehen im Zeitalter des Glaubens Ansichten, Befangenheiten und Triebesbeurteilungen den Geschlechtsakt betreffend, welche man heutzutage nicht nur reflektiert, sondern auch selbst diesem Jahrtausend alten Einfluss unfreiwillig ausgesetzt ist. Wenn Dinzelbacher und co. mit umfangreichen Quellenempfehlungen und ausgereiften Einleitungen für Aufsätze und ganze Aufsatzsammlungen zum Thema Sex im Mittelalter aufwarten, fragt man sich tatsächlich, warum es denn niemand monographisch umsetzt, vor allem nicht sie selbst. Dafür gibt es eigentlich nur zwei Erklärungen.
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